“Trautes Heim, Glück allein? (oder Nachbars Lumpi)” – Grenz-Echo Bericht

Trautes Heim, Glück allein?

(oder "Nachbars Lumpi")

Eine tragikomische Gesellschaftssatire von
Bernd Peter Marquart
Regie: Günther Lorreng

Aufführungen in Hauset
Samstag, den 27. Januar 2007
und Sonntag, den 28. Januar 2007
Aufführung in Rodt
Samstag, den 10. März 2007
Aufführung in Kettenis

Sonntag, den 11. März 2007

Grenz-Echo vom 1.Februar 2007
 
»Trautes Heim, Glück allein?« des Theaters Gaudium

Spannende, rasante und tragikomische Satire

Von Elli Brandt

Hauset

Der Spruch »Trautes Heim, Glück allein« ist wohl bekannt. Das gleichnamige Theaterstück wohl weniger.

In der Satire von Bernd Peter Marquart wird ein Fiesling nach Strich und Faden so richtig fertiggemacht, aber auf tragikomische Weise, mit viel Witz und noch mehr schwarzem Humor.

Genau das richtige Stück für uns und unser Publikum, hat sich das Theater Gaudium aus Hauset gesagt. Die Zuschauer am vergangenen Wochenende konnten dies nur bestätigen. »Herrliche Charaktere, super gespielt«, lautete das Urteil. Mehr als zwei Stunden spannender Unterhaltung wurden mit anhaltendem Applaus belohnt.

Ganz rasant nimmt das Geschehen seinen Anfang, und das Publikum ist involviert. Im Rollstuhl wird Gottlieb (Henning Lindenschmidt) von seinem Arzt (Patrick Lorreng) durch den Saal zur Bühne geschoben, ganz langsam, denn Gottlieb hat einiges zu lamentieren, über Götter in Weiß, über Gott und die Welt. Seinen Herzinfarkt hat Gottlieb überlebt. Im trauten Heim will er sich erholen, ein besserer Mensch werden.

Zu Anfang mag ihm das Publikum die zweite Chance ja auch gönnen. Doch schon der Erzähler, der immer wieder vor dem Vorhang erscheint, mahnt, genau hinzuschauen. »Schaut genug und werdet klug. Genießt das Lumpi-Stück. Es handelt auch von euch und eurem Glück.« Das hämische Lachen des Erzählers dürfte eine Warnung sein. Denn am Schluss erwartet die Zuschauer eine Riesenüberraschung. Fast zwei Stunden lang auf die falsche Fährte gelockt, dürfen sie sich sagen. Aber die abenteuerliche Reise abgründig zu überspitzen und dennoch so menschliche Gefühlsregungen scheint beklemmend vertraut. Das überraschende Ende wirkt wie ein befreiender Paukenschlag.

Die Darsteller verstehen es, die Täuschung und die Spannung mit hervorragendem Spiel zu halten. Nicht nur auf der Bühne wird gespielt, sondern auch der Publikumsraum und der Raum vor dem Vorhang werden mit einbezogen. Henning Lindenschmidt scheint die Rolle des Fieslings auf den Leib geschneidert. Ebenso überzeugend Simonne Schoofs als geknechtete Ehefrau Elisabeth. Scheu, in gebückter Haltung huscht sie durch den Raum.

Zunächst scheint die Frage zu lauten: Wird Fiesling Gottlieb sich ändern, verdient er seine zweite Chance? Der Sensenmann (Stephan Offermann) scheint willens, sie ihm zu geben. Doch der Sensenmann ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Er nennt sich »Deathman« und klopft coole Sprüche. Gottliebs dunkle und helle Seelen liefern sich einen erbitterten Kampf (Patrick Lorreng und Patrick Boos). Begleitet werden die spritzigen und spitzfindigen Auseinandersetzungen von Lichteffekten. Während Gottliebs Almträumen wird auch das Publikum in künstlichen Nebel getaucht.

Es könnte ja klappen mit der zweiten Chance und mit der Wandlung zu einem besseren Menschen, gäbe es die bösen Nachbarinnen nicht. Eine skurrilkomische bitterböse Persiflage auf alles, was Nachbarn einem antun können, liefern Gerta Foxius und Palmyne Keutgen vor allem mit gelungener Mimik und Gestik. Nachbar Karl (Olivier Kirschvinck) mischt ein, legt sich mächtig ins Zeug, erscheint sogar mit entblößtem Oberkörper zum nachbarlichen Duell. Gottliebs Sohn (Sebastian Xhonneux) und Schwiegertochter (Nadine Offermann) wandeln sich von unterwürfig und treu ergeben zu ganz schön aufmüpfig. Doch erst Nachbars Lumpi, der dem Stück den Untertitel liefert, sorgt für Raserei im trauten Heim. Ein gut gewähltes Stück, die gekonnte Regie von Günther Lorreng und hervorragendes Spiel der Darsteller sorgten in Hauset für zwei ausverkaufte Abendvorstellungen und eine gut besuchte Vorstellung am Nachmittag. Die Jury war sich schnell einig: Das Theater Gaudium bleibt in der Ehrenklasse.

Noch zwei Aufführungen von »Trautes Heim, Glück allein?« oder »Nachbars Lumpi« von Bernd Peter Marquart hat das Theater Gaudium in petto: am 10. März in Rodt im Saal Backes um 20 Uhr am 11. März im Café »Zum Tal« in Kettenis um 19 Uhr.