“Internet-Romanze (Romance.com)” – Grenz-Echo Bericht

Internet-Romanze (Romance.com)

Eine Komödie von Hindi Brooks
Deutsch von Manfred Langner
Regie: Günther Lorreng

Aufführungen in Hauset
Samstag, den 29. Januar 2005
und Sonntag, den 30. Januar 2005
Aufführung in Schönberg
Samstag, den 6. März 2005

Grenz-Echo vom 3. Februar 2005

Irrungen und Wirrungen im Chatroom

Theater Gaudium begeisterte mit der „Internet-Romanze“

Von Alexander Stärk

Applaus ist der Lohn für Schauspieler. Und Beifall gab es nach der Aufführung der „lnternet-Romanze“ der Theatergruppe Gaudium in der Mehrzweckhalle Hauset eine Menge.

„Das war echt lustig“, entführ es manchem Premierengast im nahezu ausverkauften „Treffpunkt Hauset“. Witzig, spritzig, ausdrucksstark und volksnah – so könnte man die kurzweilige Umsetzung des Originals „Romance.Com“ der amerikanischen Erfolgsautorin Hindi Brooks („Drei Engel für Charlie“, „Unsere kleine Farm“) umschreiben.

Annähernd drei Monate haben sich die begeisternden Laien-Schauspieler Gerta Foxius (Nora), Olivier Kirschvink (Benny), Palmyre Keutgen (Terry) und Sebastian Xhonneux (Ira) unter der Regie von Günther Lorreng auf die drei Auftritte vorbereitet.

Idealer Rahmen

Das Resultat könnte sich sehen lassen: Eine liebevoll ausgewählte Dekoration bot mit zwei Bühnen und drei verschiedenen Handlungsorten den idealen Rahmen für die Komödie. Das Bühnengeschehen wurde durch wohltuend behutsame Lichteffekte (Christian Hoven), graphische Arbeiten (Stephan Offermann) und eine passende Tanzeinlage (Hildegard Stockhausen) unterstützt.

Fitness-Fanatiker

Zum Inhalt: Die altere Dame Nora ist seit dem Tod ihres Mannes verbissen, vom Alltag gelangweilt und nörgelt ständig an ihrer Enkelin, der Steuerberaterin Terry, herum. Nichts kann die altere Dame aufheitern. Einzig das Mosern über Terrys Freund, den „Fitness-Fanatiker“ Ira, scheint ihr Spaß zu machen: „Wo Dein Freund ist? Der kauft wieder Vogelfutter…“.Doch Terry lässt sich nicht beirren, hält an der vermeintlichen Liebe zu Ira fest und schenkt ihrer Großmutter aus Verzweiflung einen Computer: „Damit Du nicht so einsam bist, kannst Du damit ins Internet gehen.“ Aber: „Ich will nicht hinein, ich will raus! Nimm die komisch aussehende Brotdose wieder mit“, meint Nora mit Blick auf den „Staubfänger“. Überhaupt scheint sie mit der Aussicht auf die mögliche Heirat ihrer Enkelin mit Ira nicht glücklich zu sein: Nora befürchtet ein Abschieben in ein Altenheim, oder wie sie es ausdrückt: „Ich will nicht in ein ‚Wir warten auf den Friedhof-Heim’“.

Doch mit dem Heiratsantrag, den der Fleisch hassende Ira seiner Angebetenen macht, scheint sich Terry gar nicht so recht anfreunden zu können: „Oh, Du bist die glücklichste Frau der Welt“, sind die ersten Worte des Bräutigams in spe, nachdem Terry zweifelnd dem Antrag zugestimmt hat. Überhaupt, Ira scheint einzig sich und seinen von dicken Muskeln übersäten Körper zu lieben: Kritischen Fragen seiner nunmehr Verlobten weicht er durch Fitnessübungen, Messen des Pulsschlages oder der Frage nach dem Mittagessen („Tofu oder Grünkernklopse?“) aus.

Hochform

Mittlerweile hat sich Nora an den Computer getraut und ist in einen „Chatroom“ gelangt: Hier nennt sie sich Julia und lernt den reiferen, arbeitslosen Matratzenverkäufer Benny kennen. Mit dem Chat-Namen Romeo spricht er Julia nach dem Mund und gibt sich als 28-jähriger sportlicher Filmstar aus. Hier läuft Benny zur Hochform auf, woran ihn auch der junge Don, ein arbeitsloser, als Kellner jobbender Schauspieler, nicht hindern kann.

Romeo und Julia chatten so oft es geht – beide sind von der modernen Kommunikationsplattform fasziniert. Doch um den Erwartungen des anderen zu entsprechen, geben sich beide als ihnen nahe stehende Personen aus: Nora vertuscht ihr Alter und beschreibt sich als ihre Enkelin Terry – während Benny einstudierte Rollen des Kellers Don zitiert und dessen Äußeres als seines vorgibt. Es kommt, wie es kommen muss: Ein Treffen in der realen Welt bleibt unvermeidlich. Dabei trifft die Steuerberaterin Terry zunächst zufällig auf den gut aussehenden Kellner Don. Es funkt. Und gerade in dem Moment, wo Nora ihren Romeo zum Verkuppeln mit ihrer Enkelin bestellt hat – natürlich ohne die beiden davon in Kenntnis gesetzt zu haben – platzt Ira in das Geschehen hinein. Der den US-amerikanischen Fitnesswahn verkörpernde Ira sieht mit einem Schlag ziemlich alt aus…

Die Jury für Laienbühnen hat das Theater Gaudium mit seinem Stück „lnternet-Romanze“ in die Ehrenklasse eingestuft.

Die Aufführung wird am 5.März um 20.30 Uhr in Schönberg wiederholt, und zwar zu Gunsten von „Menschen für Menschen – Äthiopien-Hilfe Karl-Heinz Böhm“